Gustav Mahlers Wiener Jahre
Die Sinfonien Nr. 5, 6 und 7
Als Gustav Mahler 1897 die Direktion der Wiener Hofoper übernimmt, beginnt für ihn die bedeutendste und zugleich aufreibendste Phase seines Lebens. Die zehn Wiener Jahre, die 1907 mit dem Rücktritt vom Amt des Hofoperndirektors enden, sind geprägt von künstlerischem Ruhm und persönlichen Krisen. Zugleich führen sie in einen kreativen Schaffensprozess, der Mahlers Stil entscheidend formt.
Mit der 1901/02 komponierten Fünften schlägt der Komponist nach den „Wunderhorn“-Sinfonien eine neue Richtung ein. Er verabschiedet sich von vokalen Elementen und konzentriert sich auf eine rein instrumentale Ausdrucksweise. Einer der ersten, der erkennt, dass die Fünfte ein Bekenntniswerk ist, ist Romain Rolland. In einer Rezension schreibt er: „Mahler will beweisen, dass er fähig ist, reine Musik zu schreiben. Dieses Experiment ist für ihn gefährlich.“ Auch der Komponist selbst spürt die Ambivalenz: „Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk. Niemand kapiert sie“, beklagt er sich nach einer Aufführung.
Das berühmte Adagietto, oft als musikalischer Liebesbrief an Alma Mahler interpretiert, gehört heute – auch dank der filmischen Umsetzung in Luigi Viscontis „Tod in Venedig – zu den populärsten Werken des Österreichers. Doch die Sinfonie beginnt mit einem Trauermarsch. Mahlers Krankheitsanfall im Jahr 1901, von dem er sich nur langsam erholt, mag eine Rolle in dieser Einleitung spielen. Gleichzeitig ist die Fünfte aber auch Ausdruck neu gewonnener Lebensfreude, ausgelöst durch die Heirat mit Alma.
Im Gegensatz zur Fünften offenbart sich die 1903/04 komponierte Sechste als eines der düstersten Werke des Komponisten. Die berüchtigten Hammerschläge im Finale lassen sich als Vorahnungen für die Schicksalsschläge in Mahlers folgenden Lebensjahren deuten: der Verlust seiner Tochter Maria, seine schwere Herzerkrankung und die Demission in Wien. Auch wenn diese Ereignisse erst später eintreten, bleibt die Sinfonie ein bedrückendes Dokument der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Unabwendbaren.
Die 1904/05 entstandene Siebte präsentiert einen weiteren stilistischen Bruch. Sie gilt als die vielleicht rätselhafteste Sinfonie des Österreichers. Während ihre zwei Nachtmusiken und das gespenstische Scherzo surreale Stimmungen hervorrufen, ist das Finale ein gigantischer Triumphzug. Ob es sich dabei um Ironie handelt oder um einen echten Sieg über die Finsternis, bleibt umstritten.
Die Entstehung dieser drei Sinfonien fällt in eine Phase, in der Mahler als Operndirektor in Wien einerseits bejubelt, andererseits heftig angefeindet wird. Seine kompromisslosen Reformen, sein Perfektionismus und nicht zuletzt sein jüdischer Hintergrund machen ihn zur Zielscheibe konservativer und antisemitischer Kreise. Während er allabendlich mit seinen Opern-Aufführungen Maßstäbe setzt, leidet er in der Öffentlichkeit an zunehmender Feindseligkeit, die ihn 1907 schließlich zum Rücktritt zwingt. Die Sinfonien Nr. 5, 6 und 7 sind in ihrer Unterschiedlichkeit Zeugnisse dieses spannungsreichen Jahrzehnts.
Hagen Kunze
Sonntag
31.8.
202511:00 | Semperoper
1. Sinfoniekonzert
Montag
1.9.
202519:00 | Semperoper
1. Sinfoniekonzert
Dienstag
2.9.
202519:00 | Semperoper
1. Sinfoniekonzert
Sonntag
14.12.
202511:00 | Semperoper
4. Sinfoniekonzert
Montag
15.12.
202519:00 | Semperoper
4. Sinfoniekonzert
Dienstag
16.12.
202519:00 | Semperoper
4. Sinfoniekonzert
Freitag
27.2.
202619:00 | Semperoper
7. Sinfoniekonzert
Samstag
28.2.
202619:00 | Semperoper
7. Sinfoniekonzert
Sonntag
1.3.
202611:00 | Semperoper
7. Sinfoniekonzert